Zur beschlossenen Schließung der BFS-Logistik in Weismain, einem
Tochterunternehmen der Baur-Gruppe haben unsere beiden
ver.di-Vertrauensleute für Baur, Ulla Milz-Ghaly und Rolf Gnatzy, an die
örtliche Presse den nachfolgenden Leserbrief geschickt, welcher auch
erfreulicherweise von allen in voller Länge veröffentlicht wurde und
bereites einen großen und ausschließlich positiven Anklang gefunden hat:
Strategie vor Menschlichkeit?
Leider beabsichtigt die Geschäftsführung der Baur-Gruppe,
den Logistikbetrieb des Tochterunternehmens Baur Fulfillment Solutions (BFS) am
Standort Weismain zu schließen. Die Suche nach neuen Mandanten soll erfolglos
gewesen sein. Und das, obwohl es eine größere Anzahl an Interessenten gegeben
hatte.
Wir durften als Betriebsratsmitglieder miterleben, wie sich die
Leistung des Standorts, der Kolleginnen und Kollegen und deren Führungskräfte
in den zurückliegenden Jahren kontinuierlich verbessert hat. Alle haben über
viele Jahre einen zunehmend guten Job gemacht. Der Betrieb war aus
wirtschaftlicher Sicht erfolgreich.
Dieser Logistikstandort hat sich besonders durch ein
verlässliches Miteinander, hohe Loyalität und ein fast ausnahmslos vorbildliches
Miteinander zwischen Führungskräften und Beschäftigten ausgezeichnet. Jede Kollegin
und jeder Kollege hat im Rahmen ihrer/seiner persönlichen Möglichkeiten zum
gemeinsamen Erfolg beigetragen.
Die Führung der BFS-Logistik war fachlich und menschlich
sehr gut und engagiert. Auch, als es darum ging, die Baur-Logistik mit ihrem
Knowhow zu unterstützen und aktuell, indem sie sich um ein geplantes
Nachfolgegeschäft für den Weggang von s.Oliver einsetzte.
Die Führungskräfte und alle Kolleginnen und Kollegen haben
„ihren“ Betrieb durch ihre hohe Einsatzbereitschaft mit den Jahren erfolgreich zu
einem Leuchtturm und Vorzeigebertrieb innerhalb der Baur-Gruppe und des
Otto-Konzerns entwickelt. Das hat sich sogar bis in die Konzernspitze und zu Dr.
Michael Otto herumgesprochen. Ein wichtiger Aktivposten für die Baur-Gruppe!
Auch in wirtschaftlicher Hinsicht.
Es gab auch durchaus Chancen und Hoffnungsschimmer für einen
Weiterbetrieb. Die aktuellen Entscheidungen sind für uns als langjährige
Betriebsratsmitglieder, auch und vor allem im Hinblick auf die strategische
Ausrichtung der Baur-Gruppe, umso unverständlicher.
Gerade jetzt, nach der Entscheidung unseres
Bundesarbeitsministers Hubertus Heil, haben sich mit der Verlängerung der
Kurzarbeit auf zwei Jahre noch einmal völlig neue Perspektiven für einen Erhalt
dieses wichtigen Standorts ergeben. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg?
Wir sehen hier auch die Friedrich-Baur-Stiftung in der
Pflicht, die für den Fortbestand der Gruppe, also auch der gesamten BFS sorgen
soll. Ob dies durch eine Schließung des BFS-Standortes Weismain erfüllt ist, ist
zweifelhaft.
Wir haben den Eindruck, dass die Beschäftigten der
BFS-Logistik wie eine heiße Kartoffel fallen gelassen werden. Die aktuellen
Kündigungsabsichten sind nicht nur für die langjährigen, treuen Beschäftigten
in unserer wirtschaftlich schwachen Region eine schallende Ohrfeige. Die Baur-Gruppe
zeichnet sich dankenswerterweise durch die Beschäftigung einer hohen Anzahl an Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern mit gesundheitlichen Einschränkungen aus, so auch in der der
BFS-Logistik in Weismain. Gerade für diese Menschen, die absehbar erhebliche Probleme
mit einer Anschlussbeschäftigung bekommen, ist die Entscheidung, den Standort
zu schließen, ein Schlag ins Gesicht.
Als Gewerkschaftsmitglieder müssen wir wieder einmal
feststellen, dass auch ein geringes Einkommen außerhalb einer Tarifbindung nicht
vor Arbeitsplatzverlust schützt, im Gegenteil.
Wir zollen allen Kolleginnen und Kollegen, den
Führungskräften und der Standortleitung der BFS-Logistik für ihren
unermüdlichen Einsatz großen Respekt.
Uns sind die Menschen in unserer Zeit
als Betriebsräte sehr ans Herz gewachsen.